Der Fight For Green Fonds investiert in die stärksten CO2 Reduzierer. Dabei wird auf sog. Scope Emissionen abgestellt.
- Scope-Emissionen
Die Grundlage für effiziente Klimaschutzstrategien ist die präzise Messung und Berechnung von CO2-Emissionen. Hierbei sind insbesondere die verschiedenen Emissionsquellen zu beachten. Die Einteilung in Scope 1, 2 und 3 stammt aus dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Dabei handelt es sich um einen Standard zur Messung und Kommunikation der Treibhausgasemission, der die gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigt. Scope 1 beschreibt Emissionen aus Quellen, die direkt im Besitz oder Geltungsbereich des Unternehmens sind (bspw. Betrieb des eigenen Heizkessels oder des Fuhrparks). Scope 2 sind Emissionen aus der Nutzung von Energie, die einkauft werden (z.B. der eigene Stromverbrauch, Wärme, Kühlung etc.). Erzeugt das Unternehmen die genutzte elektrische Energie selbst, dann wird dieser Strom nicht als Scope 2 bilanziert, sondern der eingesetzte Brennstoff wird unter den Scope 1 (direkten)-Emissionen bilanziert. Scope 3 umfasst Emissionen, die aus Aktivitäten resultieren, die nicht direkt zum Unternehmen gehören (z.B. aus Geschäftsreisen oder dem Abfallmanagement). Hierbei wird weiter zwischen der vorgelagerten und nachgelagerten Wertschöpfungskette unterschieden.
Bei der Berichterstattung (z.B. mit dem GHG-Protocol) müssen die Scope 1- und 2- Emissionen bilanziert werden. Die Bilanzierung der Scope 3-Emissionen ist optional und noch nicht abschließend international einheitlich geregelt. Scope 1- und Scope 2- Emissionsquellen sind so definiert, dass zwei Unternehmen nicht dieselbe Emission berichten. Bei Scope 3 Emissionen kann es zu Überschneidungen kommen.
- Scope 2 Emissionen
Seit 2016 müssen Unternehmen erklären, ob die angegebenen Emissionswerte für zugekaufte Energien wie Strom – den sog. den Scope 2 Emissionen – „market based“ beziehungsweise „location based“ berechnet sind. So wird den Richtlinien des Greenhouse Gas Protocol gefolgt. So hat man auf das schnelle Wachstum der erneuerbaren Energien und Entwicklungen am Energiemarkt reagiert, die bisher die Erfassung der Scope-2-Emissionen und transparente Darstellung erschweren.
Market Based
Marktbasierte Zahlen beziehen sich auf die Emissionsfaktoren des Stromlieferanten oder eines individuellen Stromprodukts.
Location Based
Ortsbasierte Zahlen beziehen sich auf die durchschnittlichen Emissionsfaktoren des Gebiets, in dem der Stromverbrauch stattfindet. Meist wird hier der Durchschnitt auf Länderebene herangezogen.
Mit diesen Regelungen soll die Transparenz und Vergleichbarkeit der Scope-2-Emissionen aus verschiedenen Energiebezügen sowie für die diversen Unternehmen und Sektoren erleichtert werden. Der Bezug und Bedarf von Energie aus erneuerbaren Quellen werden besser erkennbar. Die Chance für Firmen, sich dadurch zu differenzieren, erhöht sich maßgeblich. Die Emissionsreduktionsziele können zudem konkreter bestimmt werden, und Unternehmen, die bisher schon viel erneuerbare Energie eingekauft haben, können diese Investition in die Entwicklung transparent ausweisen.
- Bilanzierung anhand eines Beispiels
Mit dem folgenden Beispiel[2] soll der Unterschied zwischen den beiden Ansätzen verdeutlicht werden:
Das Unternehmen XYZ hat Standorte in verschiedenen Ländern. Die unten stehende Tabelle zeigt die unterschiedlichen Stromverbräuche auf. Berechnet man die CO2-Emissionen in Megatonnen, so ergibt sich nach „location based“ Ansatz ein Wert von 2800 Mt. Berücksichtigt man, dass der Standort in den USA 100 % des verbrauchten Stroms mit REC-Zertifikaten neutral gestellt wird und der Standort in Indien 50 % des Bedarfs aus erneuerbaren Energien aufgrund eines speziellen Vertrags bezieht, so ergibt sich nach „market based“ Ansatz ein Wert von nur 1750 Mt.
Quelle: Tabelle nach CDP (2016): Accounting of scope 2 emissions
Hier wird der Unterschied beider Bilanzierungsmethoden deutlich. Der Fight For Green Fonds stellt ausschließlich auf den location based Ansatz ab.
- Scope 2 Emissionen als Greenwashing-Instrument
Viele Unternehmen verkünden Fortschritte im Kampf gegen den anthropogenen Treibhauseffekt. Während diese Fortschritte in die Sustainability Reports aufgenommen werden, bleiben diese Gewinne faktisch jedoch oft aus. Beispielhaft lassen sich hier die Procter & Gamble Co., die Continental AG und die Cisco Systems Inc. nennen. Procter & Gamble Co. versprach, seine Emissionen bis 2030 zu halbieren, bevor es ein Jahrzehnt früher bekannt gab, dass es das Ziel übertroffen hatte. Cisco Systems Inc. sagte kürzlich, es habe das Ziel übertroffen, seine Klimaverschmutzung über 15 Jahre um 60 % zu reduzieren. Die Continental AG behauptete, die Treibhausgase im Jahr 2020 um erstaunliche 70 % gesenkt zu haben.
Dies scheint genau die Art von Riesensprüngen zu sein, die erforderlich sind, um die zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Ein wesentlich anderes Bild ergibt sich jedoch, wenn eine andere (CO2)-Rechnungslegungsmethode verwendet wird, die die Verschmutzung durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens genauer misst. Procter & Gamble hat seine Emissionen realistischer um 12 % gesenkt, die Umweltverschmutzung von Continental ging um 8 % zurück und die von Cisco stieg sogar um 22 %. Die Umstellung der Klimabuchhaltung, die als „marktbasierte Rechnungslegung“ bekannt ist, ermöglichte es Unternehmen, Gutschriften von Anbietern sauberer Energie zu kaufen, um zu sagen, dass deren operative Tätigkeiten mit Ökostrom betrieben werden, obwohl dies in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Denn Unternehmen beziehen ihren Strom in der Regel aus lokalen Stromnetzen, die aus einer Mischung von Quellen gespeist werden – von emissionsfreien Windkraftanlagen bis hin zu Kohlekraftwerken. Da es unmöglich ist zu wissen, wo welcher Strom verwendet wird, wurden Emissionen traditionell anhand der durchschnittlichen Verschmutzung des lokalen Energiemixes (location based). Mit der Umstellung im Jahr 2016 wurde so eine neue Möglichkeit für Greenwashing geschaffen.
[1] https://allianz-entwicklung-klima.de/wp-content/uploads/2021/03/Emissionskategorien-1024×661.png
[2] https://dfge.de/scope-2-emissionen-cdp/