Der Fight For Green Fonds schließt die Position der HeidelbergCement AG. Hierfür gibt es zwei bedeutende Gründe, welche zeitgleich eingetreten sind:
Die HeidelbergCement AG ist, wie der Name vermuten lässt im Zementgeschäft – dem Roh- und Grundstoffe Sektor – tätig. Zur Herstellung von Zement, einem wichtigen Bestandteil von Beton, wird erst ein Gemisch aus Kalkstein und Ton zu sogenanntem Mehl vermahlen und getrocknet. Anschließend werden die kleinen Kalkstein- und Tonteilchen bei etwa 1.450 Grad im Ofen gebrannt. Diese Prozedur verursacht große Mengen klimaschädlicher CO2-Emissionen. Allein in Deutschland fallen dadurch jedes Jahr etwa 20 Millionen Tonnen CO2 an. Weltweit sind es 2,8 Milliarden Tonnen CO2, die so entstehen. Das sind etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emmissionen.
Da die HeidelbergCement AG jedoch am 13. Mai 2019 seine CO2-Reduktionsziele nach einem Validierungsverfahren der Science Based Targets Initiative (SBTi) für 2030 offiziell anerkannt bekommen hat, war ein Investment von der Transformationsperspektive her durchaus interessant. Damit war die HeidelbergCement AG das erste Unternehmen der Zementbranche, dessen Ziele als wissenschaftsbasiert anerkannt wurden. Das von der SBTi für HeidelbergCement anerkannte Ziel sieht vor die Scope-1-Treibhausgasemissionen bis 2030 um 15 % pro Tonne Zement im Vergleich zum Referenzjahr 2016 zu reduzieren. HeidelbergCement verpflichtet sich zudem seine Scope-2-Emissionen innerhalb desselben Zeitraums um 65 % pro Tonne Zement zu reduzieren. Damit war die HeidelbergCement AG ein paris aligned Unternehmen. Der neu veröffentlichte Sustainability Report von 2021 konterkariert jedoch diese Ziele und folglich auch ein Festhalten an der Position. Hier weißt die HeidelbergCement AG eben keine Reduktion – sondern eine Steigerung von CO2-Emissionen aus.
Als Grund für ein erneutes Steigen der Emissionen liegt in der „COVID-Delle“ im Jahr 2020. So nachvollziehbar dieser Anstieg zunächst ist, lässt dies nur einen Schluss zu: Die HeidelbergCement AG war sich bewusst, dass durch ein Hochlaufen der Produktion wieder mehr CO2 emittiert wird. Trotzdem hat man dies billigend in Kauf genommen. Da der Fight For Green Fonds jedoch nicht in den Gleichschritt von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung investiert – sondern lediglich ein Wachstum unter sinkenden Emissionen toleriert – musste allein deswegen die Position geschlossen werden.
Ein zweiter Grund liegt nicht im Bereich Enviromental sondern im Bereich Social. Hierbei geht es um einen Vorfall, welcher bereits seit Januar 2010 besteht – sich jetzt jedoch weiter verschärft. Konkret geht es um ein Vorhaben in Zentral-Java, Indonesien: Widerstand der Samin-Gemeinde gegen geplante Kalksteinmine und Zementfabrik.
Die HeidelbergCement AG und ihre Tochtergesellschaft PT Indocement Tunggal Prakarsa Tbk (PT Indocement) werden seit 2010 von der indigenen Samin-Gemeinschaft wegen der erwarteten nachteiligen Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen und die Umwelt kritisiert, die ihrer Meinung nach durch die geplante Kalksteinmine und Zementfabrik in Pati Regency entstehen würden. Die Tochtergesellschaft der HeidelbergCement AG hält dennoch seit jeher an dem Vorhaben fest. Basierend auf neuen Informationen im Zusammenhang mit dem anhaltenden Streit mit der Gemeinschaft und Kritik von mehreren Menschenrechtsorganisationen, wurde so der gesamte Fall als schwerwiegend eingestuft:
In einer jüngeren Beschwerde werden von den Beschwerdeführern Inclusive Development International und FIAN Deutschland e.V. Verstöße gegen die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen in Bezug auf die Geschäftstätigkeit ihrer kontrollierten Tochtergesellschaft PT festgestellt. Von besonderer akuter Sorge für die Beschwerdeführer ist die Zerstörung der Kendeng-Berge, die eine lebenswichtige Wasserquelle für die lokale Bevölkerung darstellen. Die Bergquellen sind nicht nur überlebenswichtig für die landwirtschaftliche Lebensgrundlage tausender Familien in der gesamten Region, sondern sind auch von tiefer spiritueller Bedeutung. Verletzt wurden augenscheinlich Menschenrechtsstandards, einschließlich derjenigen, die im Internationalen Pakt über Wirtschaft, Soziales und Menschenrechte verankert sind (ICESCR), die UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker (UNDRIP) und die UN-Erklärung über die Rechte von Bauern und anderen Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten (UNDROP). Indonesische Anwälte haben die Rechtmäßigkeit der Betriebserlaubnis von HeidelbergCement vor inländischen Gerichten angefochten.
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HeidelbergCement hat diesen Widerstand jedoch weitgehend zurückgewiesen und sich einem aktiven Dialog widersetzt und setzt seine Entwicklungspläne fort. Ein weiterer Grund, die Position auch aus sozialen Gesichtspunkten zu schließen.
[1]https://cemend.earth/wp-content/uploads/2020/12/HDC_Kendeng-1-1024×576.jpg[1]